Traditionell ist ja immer eine Woche nach der Finest Spirits
die Braukunst Live! vom selben Veranstalter, Frank Böer. Wie immer mit
Leidenschaft und der Hilfe der tollen Crew von Storykitchen perfekt organisiert.
Prolog:
Bier wird immer noch belächelt und unterschätzt. Man stelle sich eine gut gekleidete Dame in einem stylischen Getränkemarkt vor, die fragt: Was für ein Bier können Sie mir als Geschenk für einen 50jährigen empfehlen? Er isst gern Rind und bevorzugt eher robuste, gut ausgeprägte Aromen in seinen Getränken… Bei Wein völlig normal, aber bei Bier? Das wird sich ändern, denkt an meine Worte 🙂
Malerisch – Das MVG-Museum bei Nacht |
Nachdem meine beiden sonst so treuen Expeditionsbegleiter Stephan und Alex dieses Mal geschwächelt haben, musste ich mich allein auf den gefährlichen Weg zum MVG Museum machen – aber es hat sich definitiv wieder mal gelohnt!
Als Münchner Schlemmeronkel liegt mein Hauptaugenmerk ja nun mal nicht auf den tollen IPA’s* und
Crafts* aus aller Welt, auch wenn sie mich alle sehr beeindruckt haben und definitiv alleine schon einen Blog wert sind.
Nein, wie immer war ich auf der Suche nach regionalen,
um nicht zu sagen lokalen Spezialitäten. Und das, was ich da wieder alles entdeckt
habe… sensationell, meine Lieben!
Aber von Vorn…
Presseansprache durch Frank Böer |
Nach der üblichen Begrüßung durch Frank Böer zogen wir (die versammelte Blogger- und Journalistenschar) im
Pulk durch die Halle und tranken uns durch mancherlei unterschiedliche Biere…
Jonas Seidl, Kondrauer und Hopster |
…und eine Hopfenlimo von Hopster (lecker, im Ernst! Und nur halb so viel Zucker).
Immer mit Frank Böers Spruch im Hinterkopf nachhallend:
„Liebe Leute, da ihr ja zum
recherchieren hier UND professionell seid, müsst ihr die Gläser nicht
austrinken.“
Vorstellung Hallodri, Hofbräu |
OH NEIN! möchte man da ausrufen… Falsch, lieber Frank J bei den vielen
hervorragenden Bieren wär es definitiv unprofessionell gewesen, die (eh‘ spärlich
eingeschenkten) Probiergläser nicht auszutrinken.
Und bei manchem Glas hätte definitiv
auch noch ein Nachschlag geschmeckt.
Zum Beispiel beim „Leinenkugels Hallodri“ vom Hofbräuhaus… Ja,
der heisst wirklich so, und ja, der schmeckt auch so. Ein Craftbier mit toller Geschichte vom
Großbrauer. Nur auf den ersten Blick erstaunlich, denn viele kleine Brauereien rund um die Welt gehören dazu…
Eine besondere Ecke, als „The Lab“ bezeichnet, gibt 5 Brauern eine Chance,
deren Kasse eine Ausstellungsteilnahme eigentlich nicht hergibt. Bild hab ich keins. Die Stände waren derart belagert, dass man eh nur Hinterköpfe gesehen hätte! Herzlichen Dank, lieber Frank
Böer, da merkt man die Leidenschaft für’s Thema!
Nach dem Presserundgang, der lecker und locker in „The Lab“ endete, wurden wir
in die freie Wildbahn des MVG Museums entlassen und ich pirschte mich
unauffällig, jede alte Trambahn als Deckung ausnutzend, an die Beute an.
Eine Menge spannender Biere für Mutige und Durstige hab ich
–stellvertretend für Euch– probiert und
war in den Gesprächen wie immer von der Leidenschaft der Brauer mehr als
beeindruckt.
Gurken Gose! Oha! Probieren! |
Zum Beispiel hab ich das Gurkenbier von der Braumanufaktur Hertl probiert! Mir persönlich war das Bier ein wenig zu … gurkig und salzig, aber
die anderen Biere waren dafür schön zu trinken und rund im Geschmack.
Erstaunlich war zum Beispiel der „Bourbon King“, ein 6 Monate im Bourbonfass gereifter Whiskydoppelbock. Zum Hinknien – nicht nur wegen der 11 % Volumen-Alkohol.
Der Seniorchef hatte viele Anekdoten auf Lager. Einen World Beer Award haben sie auch schon gewonnen. Die kleinste Brauerei Frankens ist definitiv einen Besuch wert und man kann sogar ein Brau-Seminar mit toller Verpflegung buchen.
Ich habe Euch ja einige lokale „Geheimtipps“
versprochen, und die kommen jetzt zum Schluss. Denn da kommt bekanntlich das
Beste!
die sympathischere Mafia gibt’s hier! |
Es wurde schwarz, stylisch, dunkel… und ich stand bei der „Munich Brew Mafia“. Die Jungs haben viel Ahnung
von Bier. Das schmeckt man.
Probiert hab ich hier das sehr frische „Don Limone“ und das „Habemus
Cervesiam“… Heiliger Rauch! So „smokey“ und trotzdem so ausgewogen! Beim Finish
schmeckt man einen halben „Früchte-Fresskorb“ Feige, Dattel, Zwetschge und mehr.
Olchinger Braumanufaktur! |
Danach hat mich die Besucherwelle durch den Gang genau bis
zur Olchinger Braumanufaktur gespült, die übrigens sehr malerisch im Gut Grasslfing bei Olching sitzt und hervorragendes und süffiges Bier braut.
Julian Langosch, stilecht in der kurzen Lederhosn und mit Wadlstrümpf‘ hat mir so viele interessante Details erzählt, dass ich nächstens unbedingt mal vorbeischauen und drüber berichten muss. Ist ja für mich fast um die Ecke.
Am Stand brummte es so sehr, dass ich praktisch nur eine Sonderabfüllung
probieren konnte, nämlich „Nie Bier“…
Der Himmel der Käseliebhaber! |
Langsam meldete sich auch der Hunger und ich musste dringend was essen. Meine Wahl fiel wieder mal auf einen sensationellen Kasnocken-Burger vom Tölzer Kasladen. Lecker und macht satt.
Im Stand direkt daneben gibt es Südtiroler Spezialitäten, da habe ich auch in den vergangenen Jahren des öfteren einen Kurzurlaub eingelegt. Immer großartig – vor allem der Humor der Standlbetreiber, die immer einen Spruch drauf haben, macht gute Laune.
Das gilt im Übrigen wirklich für alle Beteiligten. Für Aussteller, Mitarbeiter, Besucher…
Und zu guter Letzt hat es mich zur Ninja verschlagen.
Brauer Julian, Wirtin Ninjaund Schichtleiterin Danielle |
Nein,
wir sprechen hier nicht von fernöstlicher Kampfkunst – sondern von bayerischer
Braukunst und der angeborenen Kunst des Gastgebens. Ninja Höfler ist eine von 2 Geschäftsführerinnen beim Schiller Bräu.
Zuerst dachte ich ja, beim Schiller Bräu, da gibt’s
nur Bier.
Weit gefehlt! Der Schiller Bräu ist AUCH ein echtes bayerisches Wirtshaus. Traditionsbewusst aber modern eingerichtet, mit Gästezimmern UND eigener Brauerei. Vom Braukeller zum Zapfhahn sozusagen… 💘 Wie zu Zeiten vom königlich bayerischen Amtsgericht… In der Schillerstraß‘ 23 mitten in München zwischen Stachus und Theresienwiesn!
Nein, der steht nicht auf dem Stuhl… |
Ninja hat mich aus dem Besucherstrom gefischt mit den Worten: „Servus, mogst a Bier?“ Natürlich eine rein rethorische Frage!
Mir war schnell klar, diese Frau ist eine geborene Gastgeberin mit Ahnung vom Fach.
Demnächst werd ich unbedingt hinfahren müssen, um nach der obligatorischen Brauereiführung mit Bier-Diplom den „damischen Ochs“ von der Speiskartn zu probieren. Net nur, weil er halt einfach gut zu mir passt… Mit bayerisch Kraut, hausgemachte
Bierkrapfen und einem Glasl Scheps* oder einem Weißbier. Danach einen warmen Apfelstrudel auf Dunkelbier-Schokoladensoß‘… Ich bitte für die Schwärmerei um Entschuldigung, aber hach… 😋
An dieser Stelle will, muss und möchte ich mich bei allen Ausstellern entschuldigen, die ich nicht mehr besuchen konnte um drüber zu schreiben, aber bei 98 Ständen würde der Blog noch länger, als er eh schon ist. Und ich vorher umfallen! Nächstes Mal komm ich vorbei!
Ah, ja… bevor die Nachfragen kommen von denjenigen unter Euch,
die noch nicht so firm sind in der hippen Craftbier-Szene:
„IPA“ ist die
Abkürzung für India Pale Ale. Bitte ohne „n“ hinter India. Immer mindestens
doppelt gehopft oder sogar gestopft und mit vielerlei unterschiedlichen Geschmäckern. Sehr deutlicher
Hopfengeruch und Geschmack. Soll im 19. Jahrhundert in England/Schottland für die Kronkolonien in Indien gebraut worden sein. Historisch eher dürftig belegt.
„Craft“ Bier wird üblicherweise von
unabhängigen Brauern handwerklich erzeugt (craft = Handwerk). Also nix industrielles, deshalb sehr
individuell, sehr hip, Nix für „Bier-aus-der-Plastikflasche-Trinker“ Zumindest vom Preis. Ein Trend aus den USA der mir besser
gefällt, als die meisten anderen Trends, die derzeit so rüberschwappen…
„Scheps“ ist ein früher sehr beliebtes Dünnbier gewesen. Ungefiltert und mit geringem Alkoholgehalt. Die Leut sollten ja auf’m Feld arbeiten und net singen 🙂
Also, ich kann einen Besuch auf der Braukunst Live! 2018
einfach jedem empfehlen, der nicht hingeht, um sich zu betrinken, sondern der
sich von der Vielfalt des Bieres und der Leidenschaft seiner Brauer verzaubern
lassen möchte, und neues Wissen mit nach Hause bringen will.
Und noch was: Selbst wenn ihr professionell seid und nicht jedes Glas austrinkt… Fahrt’s nicht mit dem Auto, das MVG-Museum ist gut öffentlich zu erreichen…
Hopfige Grüße
Euer Schlemmeronkel Herbert