Darth Vader und der Osterhase
Als Anderl und Franzl noch sechs waren, war alles, wie es
sein sollte. Waren das Zeiten gewesen!
Doch jetzt, mit sieben, wo der Ernst des
Lebens begann, merkten die beiden, dass sich die Erwachsenen sehr eigenartig
verhielten und öfter mal so Sätze sagten wie “Du bist ja jetzt schon groß“ und
dann irgendwas erklärten, wie, der Osterhase ist nicht echt und so was. Von
wegen!
„Franzl, denen zeigen wir es, Ausrüstung anlegen und los
geht’s!“ „Operation Osterhase!“ Gesagt, getan.
Unsere beiden bewaffneten sich
mit ihren Steinschleudern und stopften sich genug Munition in die Hosentaschen,
dass sie Österreich hätten einnehmen können und machten sich auf, den
Osterhasen zu finden.
Franzl war mit einem Cowboyhut und mit zwei Schleudern im
Halfter ausgerüstet. Anderl hatte seine Darth Vader Maske aufgesetzt und
antwortete nur noch mit einem schweren Atmen“ Schhhhhhh, Schhhhhhhh“.
Auf ihren Dreiradeln machten sich unsere beiden Helden auf,
den Hasen zu finden, um den Erwachsenen zu zeigen, dass diese eben nicht immer
recht hatten.
Und irgendwie wollten sie auch, dass alles wieder so war wie
früher, ein edles Ziel, dafür lohnte es sich zu kämpfen!
Es war Ostersonntag und Herr Huber freute sich sehr über das
schöne Wetter und war schon voll in den Vorbereitungen für das Eier suchen im Garten.
Damit dieses Jahr
alles perfekt wurde, hatte er sich
überlegt, seinen Töchtern eine besondere Überraschung zu machen und sich als
Osterhase verkleidet in den Büschen rumzutreiben.
Eben nur solang, dass die Kleinen
einen Blick erhaschen konnten.
Es war ein tolles Kostüm – ein braunes Fell, lange Schlappohren
und große Hasenfüße machten das ganze perfekt.
So lief Herr Huber vergnügt in seinem Kostüm herum und
verteilte Süßigkeiten im Garten.“Das wird ein Hammer Osterfest“ dachte er so
bei sich.
Unsere beiden Freunde radelten derweil so durch die
Nachbarschaft auf der Suche nach Hinweisen und folgten der nicht zu
übersehenden Spur an Eiern in den Gärten.
Plötzlich sahen sie
im Busch vom Herrn Huber etwas, was Ihnen das Blut in den Adern stocken ließ.
Der Osterhase!!
Als sie sich wieder beruhigt hatten, war klar, was zu tun
war.
Sie stiegen von ihren Radeln ab und gingen Richtung Gartentor.
Es ging dann alles sehr schnell – der Cowboy Franzl feuerte zwei Salven mit der
Steinschleuder in den Hintern des Hasen, während ihm Dath Vader Anderl die Füße
wegzog und der Huber Hase auf dem Gesicht im Busch landete.
Da er sich noch
rührte, verpasste ihm Franzl noch einen mit der Gartenschaufel und schon war
Ruhe.
„ Franzl mit hams geschafft, wir haben den Osterhasen
gefangengenommen!“ „Stimmt Anderl, aber jetzt müssen wir ihn noch fesseln bevor
er wieder aufwacht.“
Da unsere beiden immer gut ausgerüstet in den Krieg zogen,
war das kein Problem. Dem Hasen wurde mit Panzertape der Mund zugeklebt, damit
er sie nicht beißen konnte und die beiden Läufe wurden ebenfalls mit Klebeband
zusammengebunden, sowie natürlich die Flauschigen Hände.
Inzwischen bewegte sich der Hase schon wieder und die beiden
überlegten, was sie mit ihrer Beute machen sollten. „ Also wir könnten ihn
heuten und als Trophäe zu Hause zeigen, dann müssen uns alle glauben.“
Vom Hasen höre man bei diesen Worten ein „Hmmpffff Neiiiiiin“
, was aber nach einiger Zeit wieder verstummte.
„ Gute Idee Anderl, aber ich denke, es wäre besser, wenn wir
folgendes machen………….“
Es war, wie gesagt, ein wunderschöner Ostersonntag und das
ganze Dorf war in der Kirche versammelt, um das Osterfest zu feiern. Es wurde,
wie jedes Jahr, gesungen und die ganze Gemeinde war in trauter Harmonie
zusammen.
Pfarrer Brunner predigte gerade von Vergebung als mit lautem
Krachen die Kirchentüren aufschlugen. Alle in der Kirche drehten sofort die
Köpfe, doch hätte sie nichts auf das nun folgende Bild vorbereiten können.
Ein Cowboy und Darth Vader fuhren auf ihren Dreirädern den
Mittelgang entlang und zogen den hüpfenden Osterhasen hinter sich her.
Es wurde sehr leise in der Kirche und als die beiden am
Altar angekommen waren, lief Franzl
zielsicher nach vorn, schnappte sich das Mikrofon und legte los, während Darth
Vader mit seinem Lichtschwert den Osterhasen zum Hinknien bewegte.
„Ich bin der Franzl und das ist der Anderl! Unsere Eltern
haben uns gesagt, den Osterhasen gibt es nicht! Wie ihr sehen könnt, gibt es
den doch und ihr Erwachsenen solltet euch was schämen, uns Kindern so
einen Scheiß zu erzählen. Demnächst
erzählt ihr uns noch, es gibt keinen Nikolaus“.
Nach diesen Worten stiegen die beiden cool und gelassen auf
ihre Dreiräder und fuhren Richtung Ausgang. Unser Cowboy zwinkerte noch kurz im
Vorbeifahren der Resi zu und so ritten Darth Vader und Cowboy Franzl in den
Sonnenuntergang.
Und die Moral von der Geschicht:
Erzählt euren Kindern keinen Scheiß und bevor ich es vergesse,
Herr Huber bekommt jetzt seit einiger Zeit sehr gute Psychologische Betreuung.
Er isst auch schon wieder, leider nur Möhren. Na ja, man kann nicht alles
haben.
Ich wünsche Euch allen ein gesegnetes Osterfest!
Euer
Alexander Reiter