Der Tag, an dem Franzl die Party sprengte!

Der Tag, an dem Franzl die Party sprengte!

Als der Vater zum kleinen Franzl kam und sagte „Du darfst
heute mit auf den Silvesterball gehen“, grinste der kleine Bub über beide Ohren,
denn er wusste zwar nicht was ein Silvesterball ist, aber er freute sich, dass
er nicht bei der alten Schachtel von Niedermeier bleiben musste, die seine
Eltern immer als Babysitter einsetzten, wenn sie irgendwo eingeladen waren. Das
allein war schon ein Triumph.

Das Gröbste war schnell erledigt und so wurde der
Sonntagsanzug angelegt, der Scheitel nach links gekämmt und schwupp, siehe da,
Franzl sah aus, wie ein Mensch. Auf der Fahrt kam dann wieder die übliche Ansprache:
Sei brav bla und das du uns nicht blamierst bla und setzt dich anständig hin usw.

Es ging über eine lange gewundene Straße hinauf auf eine
kleine Anhöhe, auf der ehrwürdig und von allen Seiten beleuchtet das Grandhotel
stand. Vor dem Haus reihten sich die Nobelkarossen  und der 
Parkservice kümmerte sich freundlich um die Fahrzeuge der Gäste. Draußen
auf einem großen Plakat vor dem Eingang stand in großen Buchstaben “ Großer Silvesterball
im Grand Hotel mit exklusivem Feinschmeckerbuffet – durch den Abend führt Sie
die Band Temptation.

Okay, dachte sich der Franzl, verstanden – Musik, Essen und
alte Leut, könnt schlimmer sein. Wenigstens nicht um 8h ins Bett!

Als er gemeinsam mit seinen Eltern die Hotelhalle betrat, kam
er aus dem Staunen nicht mehr raus. Ein großer schwerer Leuchter hing von der
Decke, Wandteppiche, Gold wohin man schaute und ein großer Empfangsbereich in
dem geschäftig gearbeitet wurde. Eingefasst von zwei goldenen Löwen führten
zwei geschwungene Treppen hinauf zum Ballsaal.

Dort oben angekommen, ging es gleich weiter; den Erwachsenen
wurde ein Aperitif gereicht und es wurden allerhand Häppchen angeboten.

Franzl zog es wie magisch ans Buffet, wo die anderen Gäste
schon begeistert vor den Speisen standen. Skulpturen aus Eis, Hummerplatten mit
Kaviar, Lachs und viele weitere wunderschön ausdekorierte Speisen  waren hier zu sehen.

Roastbeef und Perlhühner, Heilbutt, Dorade, Lamm, und vieles
mehr. Das Salatbuffet, Käse, Desserts  und eine riesige
Brotauswahl rundeten das Angebot ab.

Hinter dem Buffet standen die Köche in ihren schneeweißen
Uniformen, mit den Händen auf dem Rücken und warteten auf die Eröffnung des
Buffets. Nachdem der Empfang vorüber war und sich die Gäste langsam gesetzt
hatten, wurde es still im Saal.

Der Hoteldirektor betrat die Bühne und begrüßte seine Gäste.
Anschließend stellte er noch die Band des Abends vor und sagte die Worte, auf
die scheinbar schon alle gewartet hatten, da sie gleich  losrannten: “Das Buffet ist eröffnet“.

So war Franzl plötzlich allein, der Saal war leer, alle
waren am Buffet. Genug Zeit, dachte er, um sich a bisserl umzuschauen.

Und was mussten seine begeisterten Augen denn da sehen?
Unter jedem Tisch schienen etliche Pakete mit Raketen, Böller und Chinakrachern zu liegen. Tja, wenn´s so rumliegt, sollte man es einsammeln.
Gesagt, getan. Und so hortete er schnell ein beachtliches Arsenal  unter der Bühne, wo er alles gut im Blick
hatte und alle 2 Meter ein Guckloch eingelassen war.

Da ihn keiner zu vermisste schien, entschied er sich für
eine kurze Stärkung, nahm einen Perlhuhnschlegel auf die Hand und stibitzte
beim Vorbeigehen noch ein Feuerzeug vom Tisch.

Er zog sich wieder unter seine Bühne zurück und der Saal
füllte sich langsam wieder. Die Teller zum Bersten gefüllt, wurde jetzt
geschmaust und die Musik begann zu spielen.

Franzi warf seinen Perlhuhnknochen hinter sich und begann
mit seinen persönlichen Vorbereitungen.

Jeder der Lufteinlässe der Bühne wurde mit Raketen bestückt
und die Böller und Knallfrösche wurden bereitgelegt.

Als die Band Waterloo spielte empfand unser kleiner
Pyrotechniker dies als Startschuß und feuerte die erste Salve Raketen in den Speisesaal.
Nachdem sie am Saalspiegel abprallten, explodierten diese formschön in der
Mitte des Saals in einen prickelnden Blau, gefolgt von einem leichten Rot und
dem Schrei von Frau Müller, die sich wahrscheinlich gerade an ihrem Hummer
verschluckt hatte. Die zweite Salve ging aus dem Raum heraus direkt ins Buffet und
zerlegte die Eisskulptur mit nur einem Schuß. Die Köche bewaffneten sich mit
Messer und Suppendeckel und blickten um sich, um den Feind zu lokalisieren,
aber der Angreifen war nicht auszumachen. Erstaunlicherweise versuchten die meisten
Männer im Saal ihren Teller noch schnell leerzuessen, anstatt ihre Frauen zu
retten – Prioritäten eben.

Unser Heerführer entschied sich nun ein wenig Verwirrung zu
stiften und warf gut 30 Böller und Knallfrösche in den Saal.

Jetzt war es endgültig vorbei: die Frauen kreischten,
packten ihre Männer und  versuchten aus
dem Saal zu gelangen. Herr Schmitt flüchtete mit seinem Teller in der Hand, die
Sauce gleichmäßig auf dem ganzen Anzug verteilt  und mit einem Lammkotlett  im Mund.

Das Buffet war durch einige Böllereinschläge nun auf der
Wand verteilt und die Jacken der Köche waren nicht mehr ganz so strahlendweiß
wie vorher.

Franzl, der inzwischen unauffällig unter der Bühne hervor kroch,
fand auf halbem Weg zum Ausgang seine Mutter, die ihn mit einem “Mein Junge –
Gott sein Dank“ in die Arme schloss und nach draußen brachte.

Es dauerte fast eine Stunde den Saal zu räumen  und man konnte sich nicht erklären, wie es zu
diesen Explosionen gekommen sein konnte. Nachdem  ja alle mit dem Schrecken davongekommen waren,
standen die fast 300 Personen nun im Park vor dem Hotel und es wurde auf Anweisung
der Direktors Glühwein serviert.

Irgendwann begann jemand zu zählen „ 10,9,8..“ und alle
stimmten mit ein. Die Menschen schauten sich an und jedem zauberte es ein Lächeln ins Gesicht, wo vorher
noch Bratensauce war.  Von allen Seiten
hörte man „Fröhliches Neues Jahr“ , Küsschen links, Küsschen rechts, man fiel sich in die Arme und der Himmel rundherum wurde erleuchtet vom
Feuerwerk.

Unserer kleiner Tunichtgut dachte so bei sich “ Eine
Bombenparty, ich freu mich schon auf´s nächste Jahr“ , lächelte verschmitzt und nippte an seinem Kinderpunsch.

Liebe Schlemmerleser,

Ich wünsche Ihnen allen ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2014!

Mit festlichen Grüßen,

Alexander Reiter

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