Oh du fröhliche Einkaufszeit! Von Monstern und Schoko – Jaqueline!

Oh du fröhliche
Einkaufszeit ! Von Monstern und Schoko – Jaqueline!

Wenn man in diesen Tagen so den Trompetenspielern und Kinderchören
lauscht, die uns durch die Vorweihnachtszeit begleiten, könnte man meinen, die
Welt ist nun voller Harmonie und Freude.  Die Staade Zeit hat Einzug gehalten und in den
Ohren klingen Lieder wie „Oh du fröhliche“ und „stille Nacht“.  Friede überall.

Von wegen!! 

Wir befinden uns inmitten der trügerischen und
höchstbrutalen Einkaufs- & Feinkostschlacht. Man ist nirgendwo sicher –
nicht an der Fleischtheke und schon gar nicht bei Fisch und Geflügel. Was man
momentan erlebt, hat mit der Harmonie draußen eigentlich gar nix zu tun. Liebe
alte Frauen, die eine Minute vorher noch am Rindermarkt einen Glühwein
getrunken haben, mutieren in der Schrannenhalle zu Monstern, die einen mit
einem Ellenbogenstoß in die Rippen zur Seite schieben, um an ihnen vorbei
möglichst schnell zum Kaviar zu kommen.

Das Faszinierende dabei ist, daß fast alle diesen „Survival
Mode“ eingeschaltet haben. Da ist plötzlich nichts mehr zu spüren von Harmonie
und Friede. Da wird gehamstert und gekauft was das Zeug hält und man könnte
meinen, die Welt geht nach oder sogar schon vor den Feiertagen unter.

Mich selbst hat`s auch erwischt und ich wurde zum Opfer –
beim Käse. Ich wollte nach dem Reblochon greifen, doch eine alte Dame war
schneller. Der triumphierende Blick war schon ein bisschen verstörend. Und sie
drückte ihn dann auch noch etwas an sich. Hätte sie mich angefaucht und gesagt “
Mein Schatz“, hätte ich mich auch nicht mehr gewundert.

Ebenso spielen sich hier weitere, vorweihnachtlich Dramen
ab, die ihresgleichen suchen. Streitende Ehepartner, die sich mitten im Markt
darüber in die Weihnachtswolle kriegen, was es denn zu Essen gibt; mit klein
Jaqueline am Hosenbein, die gerade selbst entschieden hat, schon mal was zu
essen und heiter das ganze Süßigkeiten Regal auseinanderreißt. An der
Schokolade um ihren Mund kann man noch erkennen, dass das Letzte wohl mit
Nüssen war. Den Rest kann die Kassiererin dann vom T-Shirt ablesen – Hmm
Lecker! Auch die Verkäuferinnen sind im Überlebensmode und es kommt nur noch
ein mürrisches „vorne rechts“ auf meinen weihnachtlichen Gruß und die Frage, wo
ich wohl den Schinken finde.

Meine Frau passt da aber irgendwie super rein; nachdem sie
zuhause einen Schlachtplan auf einen Zettel gezeichnet hat, wo die
Angriffsziele äähhh Lebensmittel draufstehen und mir ein kurzes “ Ich mach das“
zugerufen hat, wirft sie sich ins Getümmel. Ich bin inzwischen zum Lastenkamel degradiert
und lauf einfach hinterher.

Wo ist der Geist der Weihnacht geblieben hier drin, die
Freude und Nächstenliebe? Dabei könnte es sooooo schön sein, wenn wir alle
etwas netter zueinander wären.

“Hey Sie da, das ist mein Lachs, Finger weg“!

In diesem Sinne, fröhliche Weihnachsteinkäufe,

Ihr

 Alexander Reiter

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