Santa Claus und der Küchenchef-eine Weihnachtsgeschichte!
Es war die Weihnachtsnacht, überall in den Häusern feierten
die Menschen und freuten sich zusammen mit ihren Lieben über die Geburt Jesu. Es
schien, dass in dieser Nacht alle Zuhause im Kreise der Familie waren und eine
friedvolle Stille lag über Allem.
Na ja, fast alle feierten – bis auf einen, Santa Claus. Wie
gewohnt ritt er mit dem Schlitten durch die eisige Nacht und zauberte mit
seinen Geschenken ein Lächeln in die Gesichter der Kinder in aller Welt.
Doch als er gerade so über Bayern flog, tobte ein gewaltiger
Schneesturm über den Bergen und Santa geriet genau hinein. Die Rentiere hatten
ihre rechte Mühe den Schlitten in der Luft zu halten. Rudolfs Nase begann wie
ein Blinklicht hektisch zu leuchten und man sah ihm die Anspannung bis in die
Geweihspitzen an. Santa hatte keine andere Möglichkeit, er musste irgendwo
landen. In nicht allzu weiter Entfernung entdeckte er ein schmuckes Wirtshaus
mit einem Hinterhof. Anscheinend verließ gerade das letzte Auto das Gelände,
aber die Lichter brannten noch. „Egal“ dachte sich Santa „Ich muss jetzt da runter“.
In einem waghalsigen Manöver lenkte der Weihnachtsmann
wacker seine Rentieren durch den Sturm und landete mit einem Rumps in der großen Mülltonne, welche im Hinterhof
des Lokals stand. Rudolf schlug sich den Kopf an und ich glaub, es flogen tatsächlich
Vögelchen um sein Geweih, kann mich aber auch getäuscht haben. Santa saß
inmitten der Salatblätter und Servietten und begann schallend zu lachen.
„Na meine Getreuen, alles in Ordnung bei euch?“ fragte Santa
in die Runde. Alle nickten und fühlten sich mit einem mal schon viel besser und
Santa begann, seinen Mantel abzuklopfen.
Zur selben Zeit war im Lokal das Hauptgeschäft gerade zu Ende
gegangen und die Gäste und Angestellten des Traditionshauses waren alle schon gegangen. Lediglich Küchenchef
Andreas wollte nach getaner Arbeit noch seinen Kontrollrundgang absolvieren und
die Lichter löschen. Er war heute doch recht müde – 220 Gäste Weihnachtsmenü mit 5 Gängen und ein
sehr schwieriges Menü noch dazu. Aber er
war glücklich. Es war alles gut gelaufen, seine Köche waren fantastisch gewesen
und jeder Handgriff hatte gepasst – ein toller Abend.
Als er gerade das Licht in der Küche ausschalten wollte, hörte
er einen großen Knall draußen im Hinterhof, der ihn aufschrecken ließ. „Ja was
ist denn da los?“ wunderte er sich. Er glaubte zuerst, der Baum im Hinterhof wäre
vom Sturm umgerissen worden, aber als er durch das Fenster schaute, stellte er
fest, dass der Baum noch da stand. Nur die Große Mülltonne im Hof stand schief
da und war an die Wand geknallt. „Wahrscheinlich vom Wind“ dachte Andreas, warf
sich seinen Jancker um und stürmte raus auf den Hof.
Als er sich durch den Sturm kämpfte, fluchte er laut allerlei
unchristlicher Sachen, doch als er fast da war, sah er plötzlich eine dicke
Gestalt aus der Mülltonne krabbeln und er rieb sich die Augen, weil er es nicht
glauben konnte.
„Hey Meister, was machst den du in meiner Mülltonne? Bist besoffen
reingefallen oder was? Also, du hast dich sicher verlaufen, nach der Schicht im
Einkaufszentrum oder?“ rief Andreas dem Unbekannten entgegen.
„Ho Ho Ho – Merry
Christmas, ich bin der Weihnachtsmann“ antwortet Santa. „ Ja klar, da wär ich
nie draufgekommen, erwiderte Andi, wie der
Osterhase schaust ja ned grad aus. Was machst den hier draußen, Du Verrückter?“
„Ich hatte einen Unfall mit meinem Schlitten“ klärte ihn
Santa auf und Andreas sagte kopfschüttelnd „ Weißt was, da Du offensichtlich
schon länger hier draußen bist, so an Schmarrn, wie du redst, geh ma doch
lieber rein. I mach dir an Tee, dann wers´t wieder frisch, du Amateur
Weihnachtsmann“.
Die Rentiere warteten geduckt in der Tonne und lauschten dem
Gespräch, eingebettet zwischen Salat und Gemüse. Kaum der Rede wert, Rudolf
hatte bereits drei Kohlköpfe verputzt und machte sich gerade an einer Tomate zu
schaffen.
Andreas und der Weihnachtsmann stapften durch den Sturm
durch den Hof zurück in die Küche, wo der Küchenchef zuerst einmal, ohne Santa
zu mustern, fragte „Na, hattest wohl auch ne anstrengende Nacht“. „ Aber ja Andreas,
ich bin der Weihnachtsmann und bringe den Kindern auf aller Welt heute ihre
Geschenke“. „Woher weißt du, wie ich heiße?“ Andreas war erstaunt, doch dann
fiel ihm ein, dass sein Name ja draußen über dem Eingang steht. Der angebliche
Santa muß ihn dort gelesen haben.
„Jetzt mal ehrlich, die Leier hatten wir schon, also, da du
weißt wie ich heiße, da wäre es fair, wenn du mir deinen Namen sagen würdest“
sagte er. „Aber natürlich, mein Name lautet Santa“. Andreas schmunzelte „Na egal,
da du scheinbar echt lang draußen warst, nenn ich dich halt Santa. So Santa,
hast du Hunger? Also ich hab Hunger und Durst hab ich auch, magst a Bier?“. Santa neigte den Kopf„ Also Andreas ich weiß
ja nicht recht“. „Hab dich ned so, also
ein Bier. Kommt sofort. Aber wenn du Hunger hast, muast mitkochen“. Andreas war
schon auf dem Weg zur Theke und konnte Santas verdutztes Gesicht nicht sehen.
Mit zwei Bier in der Hand kam Andreas zurück und reichte Santa eines mit den
Worten „Also des Gröstl macht sich ned von selbst. Nimm einen Schluck und dann,
auf geht’s, schneid amoi die Kartoffeln“
Ehe Santa sich´s versah, hatte er eine Schürze an, ein Messer in der Hand
und schnitt Kartoffeln. Andreas stellte eine Pfanne auf und schnippelte Speck
und Zwiebeln zusammen. „Also des war heut ein Service“ sagte Andreas plötzlich
zu Santa. Dieser sah auf und fragte „ Was meinst du?“. „Ja weißt du Santa, mein
Job ist es Menschen glücklich zu machen. An den Feiertagen oder wann immer es
was zu feiern gibt“ antwortete Andreas ihm. Santa hielt kurz inne „Hmmmmm, das
ist auch mein „Job“, wie du es nennst“. „Echt? Bist du Koch oder Kellner? Na Koch
kannst ned sein, so wie du die Kartoffeln schneidst“. Andi lächelte und Santa konnte
nicht anders, als schallend loszulachen. Die beiden schauten sich an und waren
sich ohne Worte einig. Man verstand sich und mochte sich. Santa fiel dabei auf,
dass es Andi egal war, ob er aus einer Mülltonne kam oder wer er war. Er hatte
scheinbar den ganzen Tag gekocht und ließ es sich aber trotzdem nicht nehmen,
ihn, einen Fremden, zu sich einzuladen, mit ihm zu kochen und ihn zu bewirten.
„Bemerkenswert der Andreas“ dachte Santa bei sich „Als Kind war er ja ein
rechter Bazi gewesen, was für eine Wandlung“. Als Santa so sinnierte schrie
Andi plötzlich „Hey Santa, ziag amoi die Pfanne weg, sonst brennts an“.
Das riss Santa aus seinen Gedanken und er versuchte nun
unter Anleitung unseres Küchenchefs mit voller Energie zu kochen. Und siehe da,
die beiden zauberten ein tolles Gröstl und einen gemischten Salat gab es auch
noch dazu. Die Rentiere lugten schon seit geraumer Weile durch das Fenster und
schüttelten die Köpfe. Ihren Chef hatten sie noch nie Kochen gesehen, der
konnte doch noch nicht mal richtig Geschenke einpacken. Er lachte, brutzelte
und hatte eine Menge Spaß, wie es schien. Und scheinbar war er echt talentiert.
Als die Arbeit getan war, setzten sich Andreas und Santa,
die beiden Freunde, an einen Tisch im Lokal und ließen sich ihr Schmankerl
schmecken. „Du Santa, hat echt Spaß gemacht mit dir“ sagte Andi, „Wenn du
willst, kannst heut hier übernachten, oben ist noch a Zimmer frei. Und da es
dir momentan scheinbar ned so gut geht, na ja ich könnt Hilfe in der Küche
brauchen“.
Santa schaute auf und lächelte „Andreas, ich danke dir sehr
für Alles, aber ich habe einen Job – Ich bin der Weihnachtsmann“.
„Also, ich versteh schon, aber wenn du mal Lust hast zu
kochen, kannst du jederzeit vorbeikommen, okay“ schlug Andi ihm vor. „Das nehme
ich gerne an, Meister Andi“. Santa nickte dankend, stand langsam auf und, wie
es Andi schien, entstand ein Leuchten um ihn herum. „Na ja“ dachte er
sich, „Zwei Bier, da sieht man schon mal
ein Leuchten“. Sich vor seinem Gastgeber verneigend verabschiedete Santa sich
von ihm „Ich muss jetzt aber wirklich gehen. Du bist ein guter Mensch und ich
danke dir für Alles“. „Des passt scho“ winkte Andreas ab „Wart, i bring dich
noch raus“.
Als Andi die Tür öffnete und den Schlitten mit den Rentieren
sah, die sich bereits vor dem Lokal aufgestellt hatten, blieb er wie
angewurzelt stehen. „Ja da legst di nieder, du bist ja wirklich der
Weihnachtsmann“ rief er aus.
„Sag ich doch Andreas, und nun mach den Mund zu es ist kalt
hier draußen“. Santa stieg schmunzelnd in seinen Schlitten, winkte und glitt um
wirbelt von Schneeflocken in den Himmel.
Andreas war noch immer baff, saß aber inzwischen lachend im
Schnee und grinste. „Ich hab mit dem Weihnachtsmann gekocht, das ist ja ein
Ding!“ ging es ihm durch den Kopf. „Der Wahnsinn“.
Seit dieser Zeit wird sich erzählt, dass man manchmal abends
in Andis Restaurant Gröstl auf der Karte steht und dann kocht er dieses immer
zusammen mit einem älteren Mann mit
einem weißen Bart. Keiner kennt den Herrn, aber das Gröstl ist super, es wird
viel gelacht und in der Küche herrscht irgendwie eine weihnachtliche Stimmung.
Und alle Menschen sind nach einem Besuch besonders glücklich,
eben so, wie es sein soll.
Eine gesegnete Weihnachtszeit,
mit köstlichen Grüßen,
Ihr
Alexander Reiter