Franzls Weihnachtswunder
Es war wieder Weihnachtstag. Der Schnee glitzerte auf den
Dächern der Häuser und die Straßen waren fast menschenleer.
Nur Franzl war draußen und ließ sich die Sonne auf die Nase
scheinen. Seine Eltern waren zum Einkaufen weggefahren, und um Tante Trude vom
Zug abzuholen. Die wie jedes Jahr bei ihnen die Weihnachtstage verlebte.
Franzl sollte derweil den Schnee aus der Einfahrt wegräumen, was auf den ersten
Blick nach einer Menge Arbeit aussah; weswegen er erstmal ein bisserl in der
Nachbarschaft spazieren ging.
Den Nikolaus hatte er ja ganz gut überstanden, dachte er so
bei sich und war froh, dass dieser ihn nicht in seinem Sack mitgenommen hatte. Aber er hatte sich da schon allerhand anhören müssen von dem alten Typen!
Lausbub und nur Blödsinn im Kopf und noch viel mehr! Der
hatte so rumgeschimpft, dass man hätte meinen können, es zerreißt ihn gleich. Und wenn sich das nicht bessern würde, so sagte er, nähme er den Bub im
nächsten Jahr einfach mit! „Überhaupt, der hatte eh keine Ahnung; der mit
seinem roten Mantel kann sich schleichen, aber echt!“ motzte Franzl still vor
sich hin.
Aber der Nikolaus hatte auch was von Nächstenliebe gesagt
und dass er, Franzl, schauen sollte, dass er sich auch mal um andere kümmere und nicht nur um sich selbst.
„Was meint der wohl mit Nächstenliebe, der dickwammperte Oide?“ – wie er so nachdachte und durch die verschneite Nachbarschaft
streifte, bemerkte er, dass viele der Nachbarn allein in ihren Wohnungen saßen
und aus den Fenstern schauten. So wie der Huber von gegenüber, der ihm immer
mit dem Besen nachlief, wenn er wieder mit dem Fußball gegen Huber`s Garagentor
hämmerte. Oder die Frau Schwabl, die den ganzen Tag ihre Rosen im Garten schnitt
– ein Wunder, dass da überhaupt noch was zum Schneiden da war so oft, wie die
das machte!
Liebe deinen Nächsten hatte der rotnasige Zipfe gesagt.
Mmmhh, des musste es sein… Die Nächsten zu uns san die Nachbarn. Oiso, liebe
deine nächste Nachbarschaft!
Jetzt war ihm sofort alles klar und es formte sich ein Plan
in seinem Kopf. Dem Nikolaus würde er es zeigen! Der nimmt mich nicht mit in
seinem Sack der Viehtreiber, der windige! Dem werden die Augen ausfallen, wenn er sieht, wie brav i
bin, dann steck ich den in den Sack!
Schnell lief er durch den Schnee und klingelte an der ersten
Tür.
Da stand er jetzt, der Franzl, mit seinem dicken Cristkindlpullover und der Wollmütze mit Rentiergeweih vor der Tür vom Huber.
Er klopfte an und als geöffnet wurde, begann er gleich aus
voller Kehle zu singen „Bei mir dahoam ist Weihnacht heut und feiern tun heut
alle Leut, so pack dei Zeug und komm schnell mit, denn es gibt Plätzchen, Glühwein
und Bisquit“.
So falsch er auch sang, dem Huber traten die Tränen in die
Augen und er konnte sich des kleinen Buben mit seiner Rentiermütze nicht erwehren.
Schnell schnappte er sich seine dicke Jacke und folgte dem Franzl von Haus zu
Haus.
Nach und nach sammelte Franzl so alle Leute aus der Nachbarschaft ein und
als er seiner Meinung nach alle „Nächsten“ zusammen hatte, lief er mit seiner
kleinen Weihnachtsprozession direkt nach Haus. Dort bewirtete er sie mit
Plätzchen und Glühwein, trug Mamas vorbereitete Würstel und den Kartoffelsalat ins
Wohnzimmer und schaltete die Musik ein.
So sangen sie bald alle zu den Weihnachtsliedern und Herr
Huber und Frau Stangl wagten sogar ein Tänzchen miteinander.
Draußen vor dem Haus waren grad Franzls Eltern mit Tante
Trude im Gepäck in die Einfahrt gebogen und als sie von außen, sahen was im Haus
so vor sich ging, saßen die drei wie versteinert mit offenem Mund im Auto und sagten
nur alle gleichzeitig „Oh Gott, Franzl!“
Als sie die Haustüre öffneten kam ihnen als Erstes sofort
Frau Schmidt entgegen, fiel allen drei in die Arme und sagte „Frohe Weihnachten
und vielen Dank für die Einladung!“ Franzls Vater stammelte nur „Einladung?“ und
Frau Schmidt fuhr fort mit „Und dass Sie den Franzl vorbeigeschickt haben uns
alle einzuladen, mei, was für ein Engerl Sie da haben. „Ein Engerl? Der Franzl?“
wiederholte der Vater ungläubig. „Ja und wie er uns bewirtet hat, mei all die
guten Sachen, oiso das ist für uns alle das schönste Weihnachtsfest seit
langem, ein Geschenk des Himmels“; mit diesen Worten drückte Frau Schmidt
Franzls Vater nochmal so fest, dass ihm fast die Luft wegblieb.
Tante Trude hatte ihre gesamte Gesichtsfarbe verloren,
genauso wie Franzls Mama, die sich ähnliche Lobpreisungen auf den kleinen
Lausbuben anhören durften und beide hielten Ausschau nach dem Urheber der
ganzen Partygesellschaft.
Dieser kam gerade mit einem Teller Äpfeln und Nüssen aus der
Küche die er auf dem Wohnzimmertisch abstellte, sah seine Eltern und rannte mit
strahlenden Augen direkt auf sie zu.
„Mama, Papa! Schön, dass ihr endlich da seid! Schee, jetzt
können wir mit allen zusammen feiern!“.
Die beiden knieten sich zu ihrem kleinen Bub hinunter und
fragten ihn: „Franzl, wie bist du denn auf die Idee gekommen?“. Franzl stemmte
die Hände in die Hüfte und begann seinen Plan zu erklären „Der Nikolaus hat
gesagt, dass er mich in seinem Sack mitnimmt, wenn ich mich nicht mehr um die
Nächstenliebe kümmere. Nur, jetzt kann er mich nicht mehr mitnehmen, denn alle
Nächsten sind bei uns dahoam! Aber Leut, ich hab jetzt keine Zeit für Euch, der
Kaffee läuft grad durch für den Huber!“.
Mit diesen Worten drehte sich Franzl um und lief zurück in
die Küche. Die Eltern schauten sich gegenseitig an und konnten nicht anders als
zu schmunzeln, denn seine kindliche Logik war einfach unschlagbar.
Und als sich die Beiden so umschauten und die glücklichen
Gesichter sahen und die Freude um sich herum spürten, merkten sie, dass Franzl,
wenn auch aus anderen Beweggründen, den Weihnachtsgedanken auf wunderbare Weise
umgesetzt hatte; christliche Nächstenliebe, die in unserer Gesellschaft so rar
geworden ist.
Als Franzls Vater das begriff, war er unendlich glücklich
und eine Träne kullerte ihm über die Wange, die seine Frau liebevoll mit einer
kleinen Handbewegung wegwischte „Er ist halt doch ein Engerl unser Franzl“.
Tante Trude, die sich in der Zwischenzeit von dem Schock erholt hatte, kam mit
einer Flasche Eierlikör und drei Gläsern zu den beiden und meinte, “Kommt,
jetzt stoßen wir erst einmal an, der ist auch selbst gemacht“.
So wurde das Weihnachtsfest bei Franzl zum schönsten, dass
sie je hatten. Man feierte zusammen und fühlte regelrecht den Geist der Weihnacht,
der die Herzen erhellte und Franzl wird wohl nicht in den Sack gesteckt,
vorerst jedenfalls nicht.
Wenn Euch die Geschichte gefallen hat, dann bitten ich Euch
den „Gefällt mir“- Button zu drücken, denn für jedes Like spenden der
Schlemmerblog und Giving Gamers je 0,50 € für einen guten Zweck.
Also lasst den Button glühen, denn helfen kann man überall
und wie wir dank Franzl gesehen haben meist schon vor der eigenen Haustür.
Euch Allen eine gesegnete Weihnacht und einen guten Rutsch
ins neue Jahr 2017,
mit kulinarischen Grüßen,
Euer Team vom Schlemmerblog Herbert Hörnlein und Alexander
Reiter mit unserer Gastbloggerin Nicole Savels.