Nikolaus kocht…der Elfenaufstand!

 

Die schönste Zeit des Jahres war angebrochen und die Wälder
und Berge waren sanft vom Schnee umhüllt, der in den Strahlen der Sonne glänzte.

Soweit das Auge reichte, wirkte die Landschaft friedlich und
auf eine besondere Art magisch zugleich.

Eine besondere Stimmung war spürbar, die etwas Göttliches
innehatte und sich durch die ganze wundervolle Berglandschaft bis hin zum Haus von
Nikolaus zog.

Dieser richtete sich gerade wenig weihnachtlich seine
Hosenträger vor dem Haus zurecht und begrüßte die Tiere des Waldes, denen er etwas
Futter zubereitet hatte.

Karotten für Frau Hase, ein paar gemischte Körner für die Vögerl
und ein bisserl Heu für die Rehe und Hirschen.

Rudolf war da anders drauf, er begann seinen Tag bereits mit
einem Marmeladenbrot und einem österreichischen Energydrink, was er mit seinem
harten Job als Zugtier begründete, von Nikolaus aber eher nicht gerne gesehen
war.

Die Elfen frühstückten gar nicht, tranken aber einen Kaffee nach
dem anderen, immer im Stress und unter Strom, weil allen Kindern der Welt Geschenke
zu machen, war nun mal kein Kinderspiel.

Manche von ihnen sahen daher auch aus, wie aus der
Schattenwelt entsprungen, mit tiefen Augenringen und einer Stimmung, die zum Fürchten
war.

Dem Krampus gefiel natürlich dieser neue Look der Elfen. Er
nannte es Höllenschick und erklärte Nikolaus, dass das jetzt der letzte Schrei
wäre, da wo er herkäme.

Als Nikolaus so seinen Tee und seine Tageszeitung genoss, den
Weihnachtsexpress, entdeckte er einen Artikel „Sind auch Ihre Elfen gestresst
und übelgelaunt? Hat Ihr Rentier Diabetes und sieht Ihr Krampus höllisch aus?

Dann kann eine gute ausgewogene Ernährung helfen, denn in
einem Gesunden Körper wohnt ein gesunder Weihnachtself, Rentier und Co!“

Nikolaus schaute sich so um und erkannte, dass das genau auf
seinen Zucker- und Koffeinsüchtigen Haufen hier zutraf und so entschloss er
sich kurzerhand, Allen ein gesundes Essen zu kochen, um vor allem die Elfen wieder
in die lustigen, fröhlichen kleinen Gesellen zu verwandeln, die sie früher waren.

Bei Rudolf hatte er eher weniger Hoffnung, denn er verstand
unter herzhaft gegrillte Marshmallows und unter Brotzeit ein Christstollen-Sandwich
mit einer heißen Schokolade.

Gesagt getan, begann Nikolaus in der Küche zu wirbeln und
kochte und backte was das Zeug hielt: Dinkel-Tofu Bratlinge, eine Rohkostplatte,
glutenfreies Brot mit Keimlingen und Hüttenkäse, sowie Spinatdrinks und viele
weitere wahnsinnig gesunde Sachen sollten den Elfen heute auf die Beine helfen und
so wollte er nun jeden Tag weiter kochen. Den Kaffee ersetzte er durch Mate-Tee
und jeder Elf bekam davon.

Er meinte es halt wirklich ernst mit der gesunden Ernährung.

Doch leider nicht mit der gewünschten Wirkung. Der
Gewerkschaftsvorsitzende der Elfenvereinigung teilte Nikolaus nach drei Tagen
mit, dass diese in Streik treten und mit sofortiger Wirkung die Arbeit
niederlegen würden.

Der Krampus bekam von all dem Grünzeug eine extrem blasse
Gesichtsfarbe und Rudolf bestellte täglich auswärts.

Bereits am gleichen Tag legten die Elfen ihm ihre Forderungen
auf den Tisch und liefen mit kleinen gelben Westen und Schildern um das Haus des
Nikolaus’.

Durch ein Megafon wurden Forderungen gebrüllt wie „Kaffee
für alle“ oder „Mate-Tee stinkt!“.

Auf den Schildern, die sie trugen, waren kleine Kaffee-Haferl
gemalt und Sprüche zu lesen wie „Kaffee ist Leben“ und „Nur Nikolaus trinkt Tee“.

Des Weiteren waren gelegentliche Sprechchöre zu vernehmen,
die angeführt von Krampus „Was zur Hölle ist Houmous“ und „Freiheit für die
Leberkässemmel“ skandierten.

Nikolaus hatte scheinbar mal so richtig Mist gebaut und
wusste nicht mehr weiter. Gerade hatte ein militanter Elf ihm eine selbstgenähte
Stofffigur an den Kopf geworfen, die Lage spitzte sich also merklich zu.

Doch da bemerkte er einen Duft aus der Küche kommen, den er
schon fast vergessen hatte – den Duft von guter deftiger und wunderbarer
Heimatküche.

Da waren Kartoffelknödel, eine resche Weihnachtsgans, Blaukraut
und ebenso Wienerle mit Kartoffelsalat. Echte Wienerle nicht aus Tofu oder so
einem Schmarrn und noch viele weitere Schmankerl brutzelten hier auf dem Herd.

Rudolf hatte in Windeseile all diese Köstlichkeiten
gezaubert, um Nikolaus davor zu bewahren von Stofftieren gesteinigt zu werden
und die Wogen zu glätten.

Aufgrund seiner österreichischen Energiedrinks war er regelrecht
durch die Küche geflogen und hatte all das auf die Beine gestellt.

Und damit nicht genug, nun schnallte er sich zwei große
Thermobehälter mit Kaffee auf den Rücken und lief nach draußen, um Kaffee zu
verteilen.

Schon der Duft besänftigte die Elfen und der Kaffee verwandelte
die Streikparolen in Weihnachtslieder und schon nach wenigen Tassen schunkelten
die Elfen friedlich zu den Evergreens „Last Christmas“ und „Oh Du Fröhliche“.

Als sie dann noch von Rudolf zum Essen gerufen wurden und
die festlich gedeckte Tafel vor sich fanden, löste sich alles in Freude auf und
sie aßen und tranken, feierten und tanzten und der Streik war Vergangenheit.

Der Nikolaus entschuldigte sich bei den Elfen, die
einstimmig mit den Worten „Kein Ding, Dicker“ antworteten und so hatte Nikolaus
heute einige wichtige Dinge gelernt:

Kaffee ist Leben, Energiedrinks verleihen Flügel, Krampusse
vertragen kein Gemüse und Elfen sind ein sehr gut organisierter Haufen.

Aber die wohl wichtigste Sache, die er heute verstanden
hatte, war, dass das Einzige, das Körper und Geist wirklich zusammenhält, Heimatküche
ist.

In diesem Sinne, wünsche ich Euch Allen eine gesegnete Weihnachtszeit
und ein frohes Fest im Kreise der Familie.

Euer,

Alexander Reiter

www.alexanderreiter.de

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