Von Feinschmeckern und literarischen Schmankerln!

Von Feinschmeckern
und literarischen Schmankerln!

 

Liebe Schlemmerleser,

ich beschäftige mich seit Jahren mit den Gedanken,
Geschichten und Anekdoten zur kulinarischen Entwicklung und Geschichte. Mein
Hobby führte mich sehr tief in die Gedanken und Freuden meiner Branche,
beschäftigt mich immer wieder und ermahnt mich, meine Arbeit und die Produkte
respektvoll im Auge zu behalten und zu hinterfragen.

Einige grundsätzliche Gedanken hierzu würde ich heute gerne
mit Ihnen teilen.

Es gibt wenig auf der Welt über das so viele Schriftsteller
und Philosophen rezitiert haben, als die Speisenfreuden und die
Feinschmeckerei, franz. „Gourmandise“.

Der Begriff des Gourmets war zunächst in Frankreich die
Bezeichnung eines Feinschmeckers im Sinne eines Weinkenners. Dieser Begriff
entwickelte sich aus dem Gourmet-Piqueurs,
dem des Wein- und Spirituosenprüfers.

Die Begriffserklärung, die mir allerdings am besten gefällt,
stammt aus dem „Almanach des Gourmands“

Gourmand ist, wer mäßig gute Dinge liebt,

Gourmet nur, wer dem allerbesten Wein die Ehre gibt

Wer aber klug und weise, wie ein Philosoph gleich beides liebt, heißt
Gastrosoph.

Das griechische „Gaster“ heißt so viel wie Magen. Die Gastronomie
ist die Kenntnis der Tafelkunst, somit ist die Gastrosophie die Weisheit der
Tafelfreuden.

Mit folgenden Leitsätzen, Gedanken und Philosophien möchte
ich Ihnen nun einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt einiger dieser
kulinarischen Vordenker geben.

Beginnen möchte ich mit den Gedanken des „Kaisers der Köche“,
August Escoffier (1847-1935), der
schon vor rund einem Jahrhundert die Entwicklung der Kochkunst vorhergesagt hat
und immer unvergessen bleiben wird. Wenn man bedenkt, wie Recht er hatte und wie
die heutigen Top Restaurants arbeiten, dann waren diese Aussagen wie ein Blick
in die Zukunft.

„Wir werden die Vereinfachung des Anrichtens und des Servierens soweit
nur irgend möglich weiterführen, aber gleichzeitig auch die Schmackhaftigkeit
und den Nährwert der Gerichte auf die höchste Stufe zu bringen suchen, wobei
wir jedoch danach trachten, die Speisen leichter und für den Magen besser
verdaulich zu machen. Die Kochkunst muss sich- ohne ihren Charakter als Kunst einzubüßen-
zur Wissenschaft erheben und ihre Rezepte, die oft noch zu empirisch sind,
einer Methode und Präzision unterwerfen, welche jeden unliebsamen Zufall
ausschließt“

Ich finde diese Aussagen hoch interessant, speziell, wenn
man davon ausgeht, dass zu Lebzeiten Escoffiers Köche meist nicht mehr waren,
als  niederes Dienstpersonal und sich
noch niemand Gedanken über Ernährungsumstellungen und einem wissenschaftlichen
Ansatz der Kochkunst machte.

Weitermachen möchte ich mit einigen Gedanken einer der schillerndsten
Persönlichkeiten der kulinarischen Geschichte: Grimod de la Reynière (1758- 1837).

 Aristokrat, Gastrosoph
und Literat und ein Zyniker vor dem Herrn. Anbei einige seiner Aussagen, welche
er auch öffentlich zum Besten gab:

„Die größte Tugend des wahren Feinschmeckers ist die: nie mehr zu essen,
als er mit Andacht verdauen und nie mehr zu trinken, als er mit vollem Bewusstsein
vertragen kann“

„Der echte Gastronom hat zwei wahre Freunde auf der Welt, sich selbst
und seinen Koch“.

„Ein anständiger Mensch besucht niemanden während der Tischzeit“.

„Die größte Sünde, die ein Feinschmecker anderen gegenüber begehen kann,
ist das Laster, diesen den Appetit zu verderben. Appetit ist die Seele des
Gourmands und wer diesen zu verleiden sucht, begeht einen moralischen Mord,
einen gastronomischen Totschlag und verdient Galeere auf Lebenszeit“

Er hätte wohl gern den ein oder anderen auf eine Galeere
geschickt und veröffentlichte deshalb 1808 das „Manuel des Amhytrions“, das Handbuch des gastronomischen Anstands.

Viele seiner Veröffentlichungen gelten noch bis heute und
bildeten das Fundament der noch heute geltenden Verhaltensweisen in der
Gastronomie.

Die gastronomischen Weisheiten, die wir heute kennen, sind
oft älter, als Sie glauben. Eine trifft nun gerade jetzt auf mich zu, weswegen
ich jetzt auch langsam zum Ende komme:

„Hunger ist der Beste Koch“. (Cicero 106v Chr-43vChr)

Wenn Ihnen mein kleiner Beitrag heute gefallen hat, freue
ich mich.

Wenn nicht, schließe ich heute frei mit einigen Zeilen aus
dem Zigeunerbaron von Johann Strauß:

Ja- das Schreiben und das Lesen ist nie mein Fall gewesen, doch schon
von Kindesbeinen an befasst ich mich mit Kochen!

Mein Ideal und Lebenszweck ist Borstenvieh und Schweinespeck!

In diesem Sinne,

 genießen Sie jeden
Moment!

Ihr

Alexander Reiter

 

 

 

 

Nach oben scrollen